Über den Film

Der Zweite Weltkrieg als eine konkrete Erfahrung ist im Begriff, aus dem Zeitzeugengedächtnis zu verschwinden. Das spiegelt sich auch in den Gedenkdaten wieder: im Jahre 2014 befinden wir uns 75 nach seinem Anfang und im Jahr 2015 sind wir 70 Jahre von seinem Ende entfernt. Das letzte lebendige Band, das unsere Gegenwart noch mit dieser Geschichte verbindet, ist die sogenannte ‚Flakhelfergeneration’. Sie umfasst die Jahrgänge 1926-29, die in den letzten Kriegsjahren von der Schulbank an die Flugabwehrkanonen abkommandiert wurden. Diese Generation ist zugleich diejenige, die in Hitlers Tausendjährigem Reich aufgewachsen ist und nach 1945 die Chance hatte, ihr Leben noch einmal neu zu beginnen. Sie hat die Bundesrepublik Deutschland und ihre Demokratie mit aufgebaut.

Der Dokumentarfilm, der 2013 fertiggestellt wurde, geht auf 15 Interviews mit einer Landauer Schulklasse sowie einzelnen Personen aus Heidelberg, Tübingen und Konstanz zurück, die 2011 aufgenommen wurden. In ihm kommen Ereignisse zu Wort, die die Betroffenen zum Teil über 65 Jahre lang im Schweigen bewahrt haben. Angehörige dieser Generation sind bisher auch kaum als Zeitzeugen befragt worden, da sie weder klassischen Täter- noch Opfergruppen angehören. Der Film zeigt die nachwirkende Bedeutung, die das Aufwachsen im NS-Staat und das Kriegserlebnis für die Jugendlichen hatte. Er zeichnet ein Porträt dieser Generation, die aus ganz unterschiedlichen Perspektiven ihre gemeinsame Geschichte erzählt. In dieser sehr persönlichen Geschichtsstunde werden Lebensgeschichten und wichtige historische Zusammenhänge den nachwachsenden Generationen anschaulich, packend und berührend vermittelt.

Aleida Assmann

 

Aleida Assmann

Professorin für englische und allgemeine Literaturwissenschaft der Universität Konstanz, hat sich bereits in mehreren Publikationen mit kulturellem Gedächtnis und individueller Erinnerung beschäftigt und dabei auch über die Bedeutung und den Zusammenhalt historischer Generationen geforscht. Anders als die meisten Historiker zieht Assmann keine scharfe Grenze zwischen methodisch aufgearbeiteter Geschichte und persönlichem Gedächtnis, sondern betrachtet beide Bereiche als komplementär. „Anfang aus dem Ende“ ist ihr erster Dokumentarfilm.